Konzert in Basel am 18. Dezember 2005: Bach Weihnachtsoratorium Kantaten 1 - 3
Basellandschaftliche Zeitung vom 20. Dezember 2005:
Einstimmung auf die Feiertage
Martinskirche / Cantus Basel und das Orchester Consortium Musicum
spielten Bachs Weihnachtsoratorium.
Von Giselle Reimann
BASEL. Mit Johann Sebastian Bachs
Weihnachtsoratorium schien der Chor "Cantus Basel" eine Woche vor
Weihnachten goldrichtig zu liegen: In einem kaum enden wollenden Strom
drang das Publikum in die Martinskirche und füllte diese bis fast
auf den letzten Platz. Eine bessere Einstimmung auf die Feiertage kann
man sich ja auch kaum vorstellen: Bachs Weihnachtsoratorium ist
praktisch der Inbegriff von Feierlichkeit, so manche Melodie taucht im
einen oder andern Weihnachtslied wieder auf.
Das Besondere an Bachs insgesamt sechs Kantaten ist, dass sie alle in
sich abgeschlossen, also einzeln aufführbar sind, dass sie
über den Text aber dennoch in einem grossen Zusammenhang stehen
und als Zyklus gesehen werden können - zu Bachs Zeiten eine kaum
je gesehene Herangehensweise an die Musik.
Die ersten drei Kantaten wurden aufgeführt
Im Rahmen des Konzertes in der Martinskirche kamen die ersten drei
Kantaten zur Aufführung, die inhaltlich die Zeit vor Jesu Geburt,
die Geburt selbst sowie die Verkündung der frohen Botschaft
behandeln.
Der Chor ging dezent mit dem vielgehörten Werk um. Der bekannte
Stoff wurde nicht überstrapaziert, man versuchte keine neuen
Grenzen auszuloten, sondern das Bekannte mit viel Sorgfalt zu pflegen.
Passend dazu spielte das Orchester "Consortium Musicum" auf
historischen Instrumenten, deren Klang nie dominant wirkte, sondern
immer harmonisch und rund.
Unter der Leitung von Walter Riethmann fügten sich Orchester und
Chor zu einem Ganzen zusammen, wobei viel Wert gelegt wurde auf den
feinfühligen Umgang mit Nuancen. Besonders auffallend war die
deutliche Artikulation im Chor, die bei immerhin
fünfundfünfzig Mitwirkenden nicht selbstverständlich ist.
Die gleiche Richtung schlugen auch die Solisten ein. Natürlich
liegt es in der Natur der Musik, die nicht pompös, sondern mit
einer gesetzten Feierlichkeit daher kommt, dass auch die Soloparte nie
dominant wirken. Regula Grundler (Sopran), Martin Oro (Altus), Valentin
Johannes Gloor (Tenor) und Stefan Vock (Bass) fingen diese
Atmosphäre gekonnt auf und integrierten sich in den Corpus von
Orchester und Chor. Die eine oder andere Solostelle hätte
allerdings etwas mutiger gestaltet werden können.
Dem Publikum bot sich so ein stimmiges Ganzes, und es konnte den
Heimweg antreten mit dem Gewissen, nun optimal auf Weihnachten
vorbereitet zu sein jedenfalls, was die Stimmung angeht.