Sonntag, 18. Mai 2003, 17 Uhr
Anna Maria Locher, Sopran
Stefan
Meier, Trompete
Cantus
Basel, Chor
Mit Werken von sieben Komponisten aus vier verschiedenen Epochen weisen wir von Cantus Basel auf das vielfältige Musikschaffen von Komponisten hin, die mit der Stadt Basel verbunden sind oder es auf besondere Art waren. Wir haben dabei Musiker ausgewählt, die in unserer Stadt aufgewachsen oder für ihr musikalisches Schaffen nach Basel gekommen sind.
Konzertflügel Steinway & Sons, Vertretung Musikhaus Hug Basel
Unser Konzert wird unterstützt von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, Basel |
Die Komponisten
Ludwig Senfl (um 1486 - um 1543)
Über die Lebensdaten von Ludwig Senfl ist relativ wenig bekannt. Er
wurde um 1486 in Basel geboren. Sein Vater hiess vermutlich
Bernhard Sänfli und stammte aus Freiburg im Breisgau. Bereits in
Senfls Kindheit übersiedelte seine Familie nach Zürich. 1496 sang
Senfl in der Hofkapelle Maximilans I. und er soll Schüler des
berühmten Hofkomponisten Heinrich Isaac gewesen sein. 1508 liess
ihn der Kaiser zum "Clericus"am Basler Münster ernennen, damit
erwarb sich Senfl auch die niederen Weihen. Zwischen 1507 und 1509
arbeitete er in Konstanz am grossen Projekt "Choralis Constantinus"
mit (Gesänge der Messe in polyphoner Form für den gesamten Zyklus
des liturgischen Jahres). Es war ein Werk, das vom Kapitel des
Münsters von Konstanz bei Heinrich Isaac in Auftrag gegeben wurde.
Sein späterer Briefwechsel mit Martin Luther und Herzog Albrecht
von Preussen sowie namentlich seine Heirat mit einer Passauerin (er
verlor damit seinen Priesterstand), lassen auf eine Gesinnung
schliessen, die der Reformation nahe stand. Sein wirklicher
Übertritt zum neuen Glauben kann aber nicht nachgewiesen werden.
1538 hat Senfl den Hofdienst wahrscheinlich aufgegeben. Seine
letzten Lebensjahre scheinen von Krankheiten überschattet gewesen
zu sein. Nach Heinrich Isaac war Senfl zu Beginn des 16.
Jahrhunderts der wichtigste Komponist Deutschlands. Er schrieb
Messen, Motetten sowie geistliche und weltliche Lieder. Die
Hauptquellen für seine geistliche Musik waren die
Original-Chorbücher der Münchner Hofkapelle, die sich heute in der
Bayerischen Staatsbibliothek München befinden.
Samuel Mareschall (1554
-1640)
Samuel Mareschall wurde 1554 in Tournai (Belgien) geboren. Da die
Archive in Tournai während des zweiten Weltkrieges zerstört wurden,
sind keine Unterlagen mehr vorhanden über seine Familie und seine
Zeit in Belgien. 1576/77 liess sich Mareschall an der Basler
Universität unter dem Rektorat von Felix Plattner immatrikulieren.
1577 trat er die Nachfolge Gregor Meyers als Organist am Basler
Münster
an, der einzigen grossen protestantischen Kirche, welche ihre Orgel
bewahren konnte (es war das Instrument mit den berühmten, von
Holbein bemalten Flügeln). Gleichzeitig erhielt Mareschall einen
Lehrauftrag an der Universität als "professor musices" sowie eine
Anstellung am Gymnasium und am Collegium Alumnorum als Musiklehrer.
Zu seinen Pflichten gehörten ab 1589 ausserdem wöchentliche
"Musices exercitia" für den Kirchengesang am Münster. 1606
veröffentlichte er eine grosse Sammlung von Hugenottenpsalmen, die
er für vierstimmigen Chor gesetzt hatte und zu denen er auch kurze
Orgelfantasien schrieb. Mareschall komponierte ferner zahlreiche
Orgelsätze sowie weitere Psalmen, Kirchengesänge und geistliche
Lieder.
Hans Huber (1852-1921)
Hans Huber wurde in Eppenberg (SO) als Sohn eines Lehrers geboren.
Als Zehnjähriger trat er ins Choraulen- und Partisteninstitut ein.
Dieses Institut bildete Sängerknaben für die Stiftskirche in
Solothurn aus. 1870 zog Huber nach Leipzig und studierte dort
Komposition bei Carl Reinecke und Ernst Friedrich Richter. Nach
Abschluss seines Studium nahm er eine Stelle als Privatlehrer in
Wesserling im Elsass an, übersiedelte aber bereits 1877 nach Basel.
Hier gab er an der Allgemeinen Musikschule Klavierunterricht und
übernahm ab 1896 deren Leitung. Von 1905 an, nach der Angliederung
des Konservatoriums, amtete er als Direktor beider Institute. 1918
musste er allerdings krankheitshalber zurücktreten. Die
Festspielmusik zur Kleinbasler Gedenkfeier von 1892" verschaffte
dem Komponisten bleibende Popularität und er wurde von der Basler
Universität zum Dr phil. h.c. ernannt. Hubers kompositorische
Tätigkeit war für das damalige schweizerische Musikleben von
grosser Bedeutung. Anfänglich war Robert Schumann sein Vorbild,
später waren es Liszt und Brahms, und schliesslich ist auch Richard
Strauss nicht ohne Einfluss auf ihn geblieben. Er komponierte
Opern, Chorwerke, Werke für Sologesang, Sinfonien, Klavier- und
Kammermusik. Ausserdem war Hans Huber geistiger Mittelpunkt des
1900 gegründeten Schweizer Tonkünstlervereins.
Conrad Beck (1901 bis 1989)
Conrad Beck wurde 1901 in Lohn (Schaffhausen) geboren, wuchs aber
in Zürich auf. Nach der Matura und Studien an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule besuchte er das Konservatorium Zürich, und
von 1924 -1933 studierte er bei Jacques Ibert in Paris.
Entscheidende Anregungen erhielt er aber auch von Nadia Boulanger,
Arthur Honegger und Albert Roussel. Auf Veranlassung von Paul
Sacher übersiedelte er 1933 nach Basel, wo ein Verlagsvertrag ihm
ermöglichte, sich mehrere Jahre vornehmlich dem Komponieren zu
widmen. Als Leiter der Musikabteilung von Radio Basel 1939 bis 1966
setzte er sich massgeblich für die Förderung von zeitgenössischer
Musik ein. In seinem Ruhestand ab 1966 wurde er häufig als
Jurymitglied und Experte zugezogen und wohnte teils in Basel, teils
in der Franche-Comté. Er starb 1989 in Basel.
"Becks Haltung ist durch die bewusste Abkehr von der Spätromantik,
durch die Hinwendung zu linearer Schreibweise und herber Polyphonie
gekennzeichnet, und durch den Willen zu ausdrucksvoller
Subjektivität. Dies sind Züge, die wohl eher germanischem Typus
entsprechen; doch wusste Beck durch Aneignung lateinischer
Gestaltungsprinzipien einen Ausgleich zu finden." (Peter Mieg,
Komponist, Lenzburg).
Becks Musik ist geprägt von linearer Strenge, die durch klangliche
und rhythmische Feinheiten aufgelockert wird. Trotz des
langjährigen Pariser Aufenthaltes wurde er nicht von den Strömungen
der französischen Musik der 1920er Jahre beeinflusst. Er kam rasch
zu Erfolgen, und ausser in seiner Heimat wurde er auch in
Deutschland, Frankreich und Amerika bekannt. Bis auf die Oper hat
er sich allen gängigen Musikgattungen gewidmet. In den späteren
Werken milderte er den zum Teil dissonanten Klang seiner Werke und
strebte nach dem zweiten Weltkrieg eine Vereinfachung seiner
Schreibweise an.
Peter Escher (1915)
Peter Escher wurde in Basel geboren. Nach dem Besuch des
Humanistischen Gymnasiums und einer Drogistenlehre nahm er ersten
Musikunterricht bei Max Brefin und Jacques Zuber. An der
Rudolf-Steiner-Bildungsstätte für Musik erhielt er bei Hermann Klug
seine Berufsausbildung. Es folgten ergänzende Kurse am Basler
Konservatorium sowie Privatunterricht bei Walter Müller von Kulm,
Rudolf Moser und G. Becker. Peter Escher dirigierte verschiedene
Chöre in Basel und Olten und leitete zwischen 1961 und 1982 das
Stadtorchester Olten. Unter seiner Stabführung erlebten Brittens
"Nikolaus-Kantate" und Rossinis "Messe solennelle" ihre
schweizerischen Erstaufführungen. Von 1959 -1963 amtete er als
Kantonaldirigent des Kantonalverbandes Baselstädtischer
Gesangvereine und 1958 -1981 als Musiklehrer an der
Mädchenoberschule / Diplom-Mittelschule Basel. Von 1960 bis 1983
war er Präsident der "Musica Helvetica" und Experte bei Gesangs-
und Musikfesten. Ferner war er auch als Kolumnist tätig. Sein
Oeuvre umfasst Opern, Vokalmusik, symphonische Werke und
Kammermusik.
Robert Suter (1919)
Robert Suter wurde in St. Gallen geboren, studierte aber am
Konservatorium Basel, u.a. bei Walter Müller von Kulm und Walther
Geiser. Ferner liess er sich anlässlich der Darmstädter Ferienkurse
für Neue Musik bei Wolfgang Fortner und Ernst Krenek sowie bei
Vladimir Vogel weiterbilden. 1945 -1950 war er Theorielehrer am
Konservatorium Bern, anschliessend unterrichtete er die Fächer
Komposition, Analyse, Kontrapunkt, Harmonielehre und Improvisation
am Konservatorium Basel. Während mehrerer Jahre war er freier
Mitarbeiter von Radio Basel und während Jahrzehnten als
Amateurjazzmusiker tätig. "Ich habe mir die sogenannte
Kompositionstechnik - d.h. das Vermögen, Musik in irgendwie
gearteter Notation zu fixieren - weitgehend selbständig erworben,
ohne mich je auf eine ganz bestimmte Technik festzulegen. Die
Technik verstehe ich als weitgehend identisch mit Realisation der
Vor- respektive Aufgabenstellung einer Komposition" (Robert
Suter).
Suter schuf Kammermusik, Vokalwerke, musikdramatische Werke und
Orchestermusik.
David Wohnlich
(1953)
David Wohnlich wurde in Basel geboren, wuchs aber seit seinem
zweiten Lebensjahr in Oberwil auf. 1970 verliess er das Gymnasium,
um sich den Künsten zuzuwenden. Er belegte den Vorkurs A der
Kunstgewerbeschule Basel und nahm Gesangsunterricht bei Derrik
Olsen und Theorieunterricht bei Philipp Eichenwald an der
Musik-Akademie Basel. Ausserdem besuchte er Volkshochschulkurse in
Literatur und Philosophie, unter anderem bei Hermann Levin
Goldschmidt, mit dem ihn bis zu dessen Tod eine streitbare
Freundschaft verband.
Bereits in diesen frühen Jahren interessierte er sich für die
Umsetzung von philosophischen und religiösen Themen in Musik. Es
entstanden erste Oratorien und Liederzyklen.
Von 1973 bis 1977 studierte Wohnlich am Konservatorium Basel im
Hauptfach Gesang (Derrik Olsen).
In Komponistenseminarien arbeitete er mit Komponisten wie Mathias
Spahlinger, Helmut Lachenmann, Klaus Huber, Ennio Morricone,
Luciano Berio zusammen. Zu seinem Interesse für Oper und Oratorium
trat eine lebhafte Auseinandersetzung mit dem experimentellen
Instrumentenbau.
David Wohnlich lebt als freischaffender Komponist in der
Kleinbasler Altstadt. Neben dem Komponieren gilt seine Liebe dem
Instrumentenbau und dem Kochen.
Die Interpreten
Anna-Maria Locher, Sopran
Anna-Maria Locher wure in Locarno geboren. Ihren ersten
Gesangsunterricht erhielt sie bei Maria-Grazia Ferravini und
Antonella Balducci in Lugano.
Es folgten ein Gesangsstudium am Konservatorium und an der
Musikhochschule in Zürich bei Rudolf A. Hartmann mit
Lehrdiplom-Abschluss und Meisterkurse bei Iris Adami-Corradetti und
Tamar Rachum.
Anna-Maria Locher ist Preisträgerin des „1. Schweizerischen
Wettbewerbs zur Förderung junger Sänger“ und wurde dadurch in die
neu gegründete, vom Schweizerischen Musikrat betreute Sängerkartei
aufgenommen. 1999 schloss sie in der Gesangsklasse von Dorothea
Bamert-Galli in Zürich das Konzertreifestudium mit Auszeichnung
ab.
Ron Epstein,
Tenor
Ron Epstein ist in Basel geboren, wo er in der Tradition jüdischer
Kantoren aufwuchs. Das Studium der Architektur brachte ihn nach
Zürich, wo er seit 18 Jahren als selbständiger Architekt
arbeitet.
Sein familiäres Erbe hat ihn vor einigen Jahren dazu bewogen, sich
als Tenor ausbilden zu lassen. Erste Engagements brachten ihn u.a.
an verschiedene Operettenbühnen, wo er unterschiedliche Rollen in
klassischen Operetten sang.
Sein Repertoire umfasst Operetten wie „Die Fledermaus“, „Der
Bettelstudent“, „Der Zigeunerbaron“ und „Paganini“. Neben seiner
Tätigkeit als Operettentenor singt Ron Epstein auch als Solist in
verschiedenen weltlichen und geistlichen Konzerten. Zu seinem
Repertoire gehören Werke wie Händels Messias, Mozarts Requiem und
Puccinis Messa di Gloria.
Stefan Vock,
Bariton
Der Bass-Bariton Stefan Vock begann nach Abschluss eines
Physikstudiums an der Universität Basel und Unterricht bei Ralf
Ernst seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule Basel bei Kurt
Widmer.
Seine grosse musikalische Vorliebe gilt dem Lied und der
geistlichen Musik.
Stefan Vock erhielt im Jahre 2000 einen Ausbildungsbeitrag der
Friedl-Wald-Stiftung und in den Jahren 2001/2002 und 2002/2003
einen Studienpreis des Migros-Genossenschaftsbundes.